Igor Khorozyan studiert seit Mitte der 90er Jahre Kaukasische Leoparden im Khosrov Reservat in Armenien. Mittlerweile hat er seine Feldstudien über Leoparden auf Südarmenien bis zum benachbarten Iran ausgedehnt und plant, seine Forschungs- und Naturschutz-Bemühungen in ganz Süd- und Südwestarmenien fortzuführen.Sein Artikel "Leopard (Panthera pardus ciscaucasica) in Armenia: basic trends, dangers und hopes" wurde 1998 publiziert; ins Deutsche übertragene Auszüge werden hier vorgestellt. |
Vor kurzem hat Cavallo die Ansicht vertreten, dass Leoparden indirekt die menschliche Evolution beschleunigt haben, da prähistorische Vorfahren des Homo sapiens sich ohne weiteres von Überresten der Mahlzeiten von Leoparden ernährt und von ihnen 'geschnorrt' haben. Nichtsdestotrotz haben Menschen Leoparden aus Furcht vor ihrer Kraft, Gier, Verwegenheit, schlauem Verhalten und wegen ihrem wunderschönen Fell verfolgt.
Heute ist P. pardus an den meisten Orten von Ausrottung bedroht und weltweit als eine gefährdete Art anerkannt. Laut IUCN-Experten ist die Definition von 'gefährdet' eine 'vom Aussterben bedrohte Art, deren Überleben unwahrscheinlich ist, wenn die kausalen Faktoren weiterhin wirken'. Also, welche Gefahr oder 'kausale Faktoren' bedrohen die Leoparden heute? Es sind drei: (1) der illegale Handel mit Leopardenfellen; (2) Jagdsport; und (3) Ausrottung durch Hirten und Bauern. |
[1990 von CITES berichtete] Daten belegen die unbedeutende Rolle von Afrika in der globalen Ausfuhr/Einfuhr-Bilanz von Katzenfellen - jeweils 0,8% und 0,3%. Dagegen nimmt Asien (hauptsächlich China) 48,4% der globalen Exporte [21.700 Felle] und 72,1% der globalen Importe ein (wobei Japan dominiert [31.218 Felle]). Die zur Verfügung gestellte Information sollte nicht so verstanden werden, dass nur legitime Handelsunternehmungen widergespiegelt werden. Zum Beispiel gelten die Republik Korea und Griechenland als recht bedeutende Importeure von Katzenfellen mit jeweils 2,4% und 3,4% der globalen Importe und können als Nicht-Mitglieder von CITES in illegalen Handel mit seltenen und gefährdeten Katzenarten und -Produkten, z.B. Leopardenfelle, involviert sein. Die Situation ist dadurch wesentlich verschlimmert worden, dass etwa 30% der afrikanischen und asiatischen Länder der Allianz der Nicht-Mitglieder von CITES angehören, und Daten über Handel mit Katzenfellen sind in den meisten dieser Länder nicht erhältlich, sodass anzunehmen ist, dass eine beträchtliche Anzahl von Leopardenfellen aus diesen Ländern geschmuggelt wird. |
In der derzeitigen Debatte über den nachhaltigen Nutzen von Wildtieren ist eine der finanziell am besten ausgestatteten und organisierten Kampagnen die, die geführt wird, um den Jagdsport zu verteidigen und zu fördern - auch den auf seltene und gefährdete Arten. Die wohl versessenste Organisation, die in diese Kampagne involviert ist, ist Safari Club International (SCI), die in Afrika und Asien zugunsten von Großwildjägern Lobby betreibt. Deren Einstellungen gegenüber gefährdeten Wildtieren wurden im August 1978 offenbar, als SCI beim US-Innenministerium eine Genehmigung beantragte, die seinen Mitliedern erlauben sollte, jährlich 1125 Tiere, darunter 150 afrikanische Leoparden, zu töten und in die Vereinigten Staaten einzuführen. Während Proteste von Naturschutzgruppen und Öffentlichkeit durchgesetzt haben, dass dieser Antrag auf Genehmigung zurückgezogen wurde, veranlasste Druck vonseiten SCI und anderen Jagdgruppen das Innenministerium einige Jahre später, den Status des afrikanischen Leoparden von 'gefährdet' zu 'bedroht' zurückzustufen, damit er eingeschränkt gejagt werden kann (aber wer ist verpflichtet das zu kontrollieren?). |
Und schließlich ist die dritte und wahrscheinlich größte und offensichtliche Gefahr für den Leopard seine Neigung, Haustiere zu töten, insbesondere Hunde und Vieh, wenn seine gewöhnliche Nahrungsgrundlage rar wird. In Indiens tropischen Wäldern zum Beispiel haben Leoparden mit einem Durchschnittsgewicht von 45 kg ständig Gelegenheit, sich von relativ großen Huftieren zu ernähren ohne Rinder angreifen zu müsssen. Die Nahrung wiederum von Leoparden, die in der öden Judäischen Wüste im Süden Israels leben, ist mit Kleintieren wie Hasen, Meerschweinchen, Nagetieren, Fuchs, Schakal, Wildkatze, Rebhuhn und anderem Wildgeflügel angereichert. Hungrige Leoparden verschmähen auch vegetarisches Futter nicht. Im Tai Nationalpark (Elfenbeinküste) enthielt 7% von fäkalen Proben Rückstände von zwei Gräsern, die selektiv gefressen vermutlich Hungergefühl lindern.
Zweifellos können Leoparden nicht immer Beuteknappheit so bewältigen, indem sie sich größtenteils von Gras ernähren. Sie sind gezwungen dreister zu werden und riskieren bei der Jagd auf Hunde, Ziegen, Schafe, Esel und Büffelkälber erschossen zu werden. |
Eine repräsentative Situation ist aus dem südwestlichen Teil der Kopetdag Hügelkette in Turkmenistan geschildert. Ursprünglich ernährten sich lokale Leoparden hauptsächlich von Mufflons, die von Menschen bis zur Ausrottung gejagt wurden, da sie als Konkurrenten von Vieh betrachtet wurden. So wurden die Beutegreifer dazu getrieben, Wildschweine zu jagen. Von Mitte Oktober bis Mitte Mai werden brunftige Schweine jedoch aggressiv, vertreiben unreife und senile Einzeltiere aus der Herde und bilden neue Verwandtschaftsgruppen, sodass sie für Leoparden auf Jagd weitaus weniger verfügbar sind. In dieser Zeit müssen Beutegreifer sich von Vieh ernähren und sind der illegalen Jagd ausgesetzt: 28,9% der Nahrung von Leoparden besteht aus Schafen und Ziegen und 10,6% aus Rindern und Pferden gleichermaßen. |