Ihr Familienleben

Die Haupt-Paarungszeit der großen Beutegreifer ist im späten Frühjahr, weibliche Leoparden kommen aber auch in der kalten Jahreszeit in Östrus. In dieser Periode locken sie das Männchen mit Geruchsspuren und einem unverkennbaren Paarungsruf in ihr Revier, der einem Krächzen ähnelt und ‘Sägen’ genannt wird. Über mehrere Tage leben sie dann zusammen und paaren sich wiederholt. Die oft wiederholte Paarung führt zur Ausstoßung des Ovulums und bereitet die Befruchtung der Leopardin vor.

Zu Beginn ihrer Begegnung brummen und knurren sie häufig. Doch bald schon werden die Intervalle zwischen ihren Lauten größer, bis sie nahezu still sind. Sie paaren sich meist in dichter Deckung und vermeiden es dabei instinktiv, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vorübergehend müssen sie ihre intensive Wachsamkeit aufgeben, die sonst für ihr Überleben im Dschungel wesentlich ist. Würde das Paar seine Leidenschaft laut kundgeben, könnte es leicht einem Tiger oder Löwen zum Opfer fallen.

Gewöhnlich hält der männliche Leopard seine Partnerin im Nacken fest - oft für mehrere Stunden. Am Ende der Paarung dreht sich die Leopardin um und schlägt mit der Pranke nach ihm. Die Wege des Paares trennen sich. Während der männliche Leopard dafür sorgt, dass kein anderer männlicher Artgenosse in sein Revier eindringt und die Sicherheit des gemeinsamen Nachwuchses gefährdet, ist die Aufzucht der Jungen allein Aufgabe des Weibchens. Solange sie sich um ihre Jungen kümmert, kommt sie nicht wieder in Östrus.

Nach etwa 90 Tagen gebärt die Leopardin 1-3 Junge, die sie in dichten Büschen, Baum- oder Felshöhlen versteckt. Die Jungen kommen blind zur Welt und öffnen nach etwa zehn Tagen ihre himmelblauen Augen. In den ersten Wochen nach der Geburt verbringt die Leopardin mehr als die Hälfte der Zeit mit ihren Jungen, um sie zu säugen und ausgiebig zu lecken. Während ihrer Abwesenheit bleiben die Jungen in der Sicherheit des Verstecks und rühren sich nicht. Fühlt die Leopardin sich in diesem Versteck gestört, sucht sie ein neues und zieht mit ihren Jungen um. Sie trägt sie im Maul und hält sie vorsichtig zwischen ihren Zähnen am Kopf fest. Manchmal verlegt sie ihren Nachwuchs drei-bis viermal, um ihren optimalen Schutz vor Konkurrenten gewährleisten zu können. Mit zunehmendem Alter der Jungen entfernt sie sich auch über längere Zeiträume, um zu jagen und die erlegte Beute zu bewachen und zu verzehren. Ihren Jungen bringt sie einen Teil der Beute, wenn sie etwa 2 Monate alt sind.
Pashu+Pati im Mai 1998 Bald schon begleiten die Jungen sie auf ihren Streifzügen und lernen ihr Revier kennen. Doch im Alter von 6 Monaten sind sie noch zu ungeschickt, um mit ihr zu jagen, und neigen eher dazu, ihr im Weg zu sein. Sie diszipliniert sie schon mal mit einem Klaps und knurrt sie an, denn sie müssen lernen, ruhig zu bleiben und Gefahren zu vermeiden. Sie beim Anschleichen und Beutereissen zu beobachten ist eine wichtige Lektion in ihrer Ausbildung. Im Spiel lauern sie sich auf, fallen übereinander her und ringen miteinander.

Noch lässt die Leopardin ihre Jungen gelegentlich saugen. Doch wenn ihre neuen Reißzähne im Alter von etwa 8 Monaten zu wachsen beginnen, weist sie sie immer häufiger zurück. Ihre Milchzähne fallen erst dann aus, wenn die neuen Zähne ebenso groß sind. So können sie immer zubeißen und sich verteidigen, auch wenn die Milchzähne zum Töten nicht stark genug sind. In diesem Alter üben sie, sich anzuschleichen und Deckung auszunutzen. Häufiger jedoch gelingt es ihnen, das Wild aufzuscheuchen, das sie der Leopardin zutreiben, und ihr so bei der Jagd zu helfen. Später stellen sie auch schon selbständig leichter Beute wie Hasen und Wildhühnern nach. Aber natürlich ist nicht jeder Angriff erfolgreich, und es erfordert rigides Training und Erfahrung, bis sie in der Lage sind, sich selbst zu ernähren.

Nach etwa 18 Monaten sind die Jungen so groß wie ihre Mutter und haben bei guter Ernährung und ausreichend Bewegung die Kunst des Jagens, der Verteidigung und der Flucht gelernt. Ihre Kämpfe untereinander sind zunehmend aggressiver geworden, und sie beginnen, sich voneinander zu distanzieren. Immer öfter wandern sie alleine im mütterlichen Revier umher, bleiben aber durch Geruchsspuren und Laute miteinander in Kontakt. Gelegentlich teilen sie noch Beute miteinander, führen jedoch im Alter von 2 Jahren schon ein unabhängiges Leben und beginnen, ihr eigenes Revier zu etablieren. Nicht alle Jungtiere verlassen die Gegend ihrer Geburt, wenn sie unabhängig werden. Männliche Jungtiere werden spätestens dann vertrieben, wenn sie im Alter von etwa 2½ Jahren fortpflanzungsfähig werden. Männliche Jungtiere entfernen sich in der Regel weiter vom mütterlichen Revier als weibliche. Jetzt wird sich zeigen, ob das mütterliche Training erfolgreich war, und die nun fast erwachsenen Jungtiere diese kritische Phase ihrer Entwicklung überleben. Können sie genügend Wild finden und sich erfolgreich gegen Artgenossen und Konkurrenten behaupten, erreichen sie ein Alter von bis zu 15 Jahren.

Arjan Singh hat eine junge Leoparden-Familie beobachtet und erzählt ...