Unterwegs

Die Regenzeit kündigt sich mit heftigen nächtlichen Schauern an. Andreas und ich treffen Vorbereitungen, während des Monsuns für ein paar Wochen nach Deutschland zu fahren.
Ein paar Tage vor unserer Abreise versetzt mich eine kleine Rattenschlange in Bhagyas Gehege in Alarm. Ich veranlasse noch, dass rundherum feinmaschiger Draht angebracht wird, damit weder Pythons noch Giftschlangen auf der Suche nach einem trockenen Platz und leichter Beute eindringen können.

Das letzte Foto von Bhagya vor meiner Abreise

Puran unterwegs mit Bhagya

Während meiner Abwesenheit kümmern sich Puran und Maya um Bhagya. Wenn es nicht regnet, führt Puran ihn spazieren.

Im August treffe ich Prof. Dr. Nogge, Direktor des Kölner Zoos, und bitte ihn um seine Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Zuhause für Bhagya. Er weist mich darauf hin, dass die meisten europäischen Zoos an Zuchtprogrammen für gefährdete Tierarten teilnehmen, Bhagya aber zu einer Unterart von Leoparden gehört, die nicht gefährdet ist und daher auch nicht gezüchtet wird. Er bezweifelt, dass ein europäischer Zoo willens ist, eine Katze anzunehmen, die nicht ins Zuchtprogramm passt und rät mir, Bhagya auf Tiger Mountain Farms zu behalten. Er erzählt mir aber auch von Sally Walker, die in Indien die Zoo Outreach Organisation gegründet hat und mir vielleicht helfen kann, einen Platz für Bhagya in einem guten indischen Zoo zu finden.

Dirk Petzold ist Herausgeber der Zoopresseschau und bietet an, ein Inserat zu veröffentlichen. Auch er sieht kaum Chancen, Bhagya in einem europäischen Zoo unterbringen zu können und verweist mich an Sally Walker.

Erst Birga Dexel gibt mir wieder Hoffnung. Sie betreut im Auftrag des Naturschutzbundes (NABU) ein Schneeleoparden-Projekt in Kirgistan und hat ein neues Zuhause für eine junge Schneeleopardin gefunden, die aus einer Wilderer-Falle gerettet wurde.

Bei meiner Rückkehr nach Kathmandu finde ich eine Email von Gerard de Nijs vor, der das Inserat in der Zoopresseschau gelesen hat. Gerard arbeitet für die holländische Foundation AAP, eine Auffang-Station für Affen und andere exotische Tiere. Er bietet an, bei der Suche nach einem neuen Zuhause für Bhagya behilflich zu sein.

Als ich am späten Nachmittag auf der Farm ankomme, begrüßt Maya mich. In aller Eile zeige ich ihr, wie der Camcorder bedient wird, damit sie unser Wiedersehen gleich aufnehmen kann. Entgegen allen Zweifeln von Freunden und Familie erkennt Bhagya mich natürlich wieder und klettert schon am Maschendraht hoch, als er mich kommen sieht.

Groß ist er geworden und hat lange Beine gekriegt. Sein Kopf reicht schon bis fast zu meiner Hüfte, wenn er auf den Hinterbeinen steht. Und er ist quicklebendig.

Wiedersehen
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