Am Morgen des 3. April wird das Hauptquartier des Nationalparks vom Fund des Leoparden-Babys informiert. Aber im Park gibt es keine Möglichkeit, eine junge Katze unterzubringen und zu versorgen.
Der Direktor des Kathmandu Zoo lehnt es ab, das Leoparden-Junge anzunehmen, da schon sieben Leoparden dort untergebracht sind. Alle Käfige sind belegt.
So bleibt das Junge erstmal bei uns. Schon bald lernt er laufen, und kaum trage ich ihn auf die Wiese, wetzt er zielstrebig um die Hausecke zurück in sein Zimmer und versteckt sich in seiner Kiste. Als ich ihn zum ersten Mal hinter den Ohren und unterm Kinn kraule, faucht er mich an. Aber dann reckt er den Hals, dreht sich auf die Seite und lässt sich am Bauch streicheln. Dabei zwinkert er mit den Augen und streckt die rosa Zungenspitze aus dem Mäulchen. Manchmal schläft er auch dabei ein. Ich beschließe, dass er Bhagya heissen soll. Bhagya ist ein nepalisches Wort und bedeutet Schicksal. Bhagya frisst am liebsten Hühnchen und manchmal so viel davon, dass er in seine Kiste rollt. Morgens kriegt er ein Tellerchen verdünnte Milch mit rohem Büffelfleisch und Haferflocken, was er völlig aufleckt. Ende Mai wiegt er schon über 4 kg, ist kräftig und gesund. Sein Fell ist wunderschön weich. | |
Im Juni zieht Bhagya um. In seinem neuen Gehege hat er ein Wasserbecken, eine Höhle aus Baumwurzeln und einen Machan, den er bald geschickt erklettern kann. |
Bhagyas erste Spazierengänge strengen ihn so an, dass ich ihn zurück tragen muss. |
Unterwegs begegnet er unserm Büffelchen, erschreckt sich vor den aufgeregt gackernden Hühnern und bellenden Hunden, schleicht zwischen Tomatenpflanzen durch, versteckt sich zwischen Bohnen, beschnuppert Erdklumpen und faucht die großen Blätter und langen Triebe der Kürbispflanzen an. Seine Augen sind jetzt grau und leuchten in der Sonne so goldgelb wie sein Fell. Er ist knapp 4 Monate alt und wiegt 7 kg. | |
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