Die Odyssee beginnt

Gerard hat Tricia Holford von Born Free Foundation kontaktiert. Anfang September antwortet sie:

"Sieht Bhagya nicht großartig aus ! Ich würde Bhagya sehr gerne ein neues Zuhause geben, das größer und besser ist. Aber ich muss sagen, dass er in seinem jetzigen Zuhause besser aufgehoben ist als in vielen Auffangstationen, die ich kenne. ... Wir überführen gerade sieben Tiger aus unserer Auffangstation in Kent in den Bannerghatta Wildpark in Indien. Das ist ein einmaliger Transfer, der von der indischen Regierung genehmigt wurde, und wir dürfen dort nicht mehr Katzen unterbringen. Dort werden zur Zeit einige von vielen Tigern und Löwen gehalten, die von der Regierung während Razzien in Zirkussen konfisziert wurden. ... Wir suchen gerade nach einer Lösung für einen wild-geborenen Leoparden, der als erwachsenes Tier gefangen wurde und in einem dunklen, feuchten Schuppen gehalten wird, wo er kaum nach draußen schauen kann."

Bhagya dagegen genießt seine morgendlichen und abendlichen Spaziergänge. Zuerst ist es gar nicht so einfach, ihm das neue Halfter anzuziehen. Sein altes hat er so zerkaut, dass Puran schon seit einigen Tagen nicht mehr mit ihm spazierengehen konnte.

Aber wenn er aus dem Gehege kommt, ist er fröhlich. Er traut sich schon recht nahe an Büffelchen Mahlzahn heran und versucht, seinen Schwanz zu beschnuppern. Er versteckt sich im Wildkraut auf der Viehweide, klettert auf den Strohhaufen und beobachtet die Umgebung.

Er marschiert durch die neue Bananenpflanzung und entdeckt, dass Matsch nass und glitschig ist. Um sich die Pfoten zu lecken, macht er eine kleine Pause und lässt sich die Blutegel aus dem Fell entfernen, die natürlich auch an meinen Füßen saugen. Mit Vergnügen streift er durchs hohe Gras - zum Glück ohne Schlangen anzutreffen. Doch dort begegnet er einem Ochsen, geht sofort in Deckung und beobachtet ihn mutig. Als der neugierige Ochse ihm zu nahe kommt, springt er mit allen Vieren in die Luft und jagt davon.

Wenn ich rufe: "Komm schnell, komm schnell frühstücken !", stürmt er nach Hause. Denn dort erwartet ihn gehacktes Büffelfleisch mit Weizenflocken und Milch.

In der Zwischenzeit schreibt Urs Breitenmoser, Vorstandsmitglied der IUCN Cat Specialist Group: "Wir werden Ihre Anfrage an einige unserer Mitglieder weiterleiten, die allenfalls weiterhelfen können. Ich habe aber nicht viel Hoffnung, Ihnen einen Abnehmer anbieten zu können. Die CatSG hat nur dann mit Zoos und Zuchtprogrammen offiziellen Kontakt, wenn es sich um Erhaltungsprogramme gefährdeter Arten oder Unterarten handelt. Das trifft für Leoparden aus Indien nicht zu."

Sally Walker antwortet: "Wir haben in Indien das gleiche Problem mit Leoparden. Sie sind einfach unerwünschte Tiere, weil sie ständig in Probleme geraten. Ich werde Ihnen einige Namen von Zoos in Bangladesh und Pakistan schicken, aber Sie wollen doch sicher ein gutes Zuhause für Bhagya finden, nicht wahr? Dann sind die wahrscheinlich nicht so gut. ... Sie können das Tier zweifellos irgendwo auf der Welt platzieren; aber es wäre besser, wenn es tot wäre. Wirklich und wahrhaftig !"

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