Ein Großkatzen-Trainer im Ruhestand, Leuzinger's Tigerranch, sucht einen Gefährten für seine chinesische Leopardin, doch meine Email mit Informationen über den Genehmigungsprozess bleibt unbeantwortet. Urs Breitenmoser empfiehlt mir, mich an seinen Bekannten im Zoo Sharjah zu wenden, aber auch von dort kommt eine Absage: "Leider können wir in Sharjah nicht helfen, denn wir züchten nur Arabische Leoparden und wollen nicht riskieren, dass irgendwann eine Kreuzung stattfinden kann. ... Mir scheint, Ihr Hauptproblem ist die Tatsache, dass Bhagya nicht zu einer gefährdeten Unterart von Leoparden gehört. Möglicherweise ist die herrschende Meinung, dass Geld und Anstrengung für die wirklich bedrohten Arten gespart werden sollte.”
Gerard macht mir Mut nicht aufzugeben und verweist mich an Jonathan Kraft, Gründer und Direktor von Keepers of the Wild, eine Auffangstation für Katzen in der Nähe von Las Vegas. Jonathan schreibt: “Ja, wir sind daran interessiert, dass Bhagya in unserer "Tierfamilie" Mitglied wird. Ich bin gerade dabei, das von dieser Seite zu prüfen und spreche mit einem Anwalt in Washington D.C., der sich auf CITES spezialisiert hat. Wenn die nepalische Naturschutzbehörde willens ist zu helfen und der Prozess möglich ist, dann würde ich es definitiv erwägen.” |
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Adam Barlow, ein junger Tigerforscher, der für den International Trust for Nature Conservation (ITNC) arbeitet, kommt uns besuchen. "Wie wird Bhagya wohl reagieren, wenn ich ins Gehege gehe?" fragt er mich. "Garantieren kann ich nicht, dass er Dich nicht angreift. Er ist nicht gewohnt, dass Fremde ihm so nah kommen." Adam zögert, fasst aber Mut und folgt mir ins Gehege. | |
Bhagya liegt in einer Ecke und starrt Adam an, der sich nicht bewegt. Dann steht er auf, geht auf ihn zu, schnuppert an seinen nackten Beinen und seiner Hose und entdeckt Adams Hut, der aus seiner Hosentasche hervorschaut. Er dreht eine Runde im Gehege und springt auf seinen Machan, ohne Adam aus den Augen zu lassen. Adam entspannt sich ein wenig und setzt sich auf die Schaukel.
Plötzlich springt Bhagya vom Machan herunter, schlendert von hinten auf Adam zu, schnappt den Hut aus der Hosentasche und rast auf den Machan zurück. Als ich ihm seine Beute abnehmen will, knurrt er mich an, krallt den Hut fest und beginnt, daran zu kauen. "Adam, ich glaube, den Hut kannst Du vergessen." "Ach, das macht nichts, obwohl ... ich würde ihn schon vermissen." |
Das ist zwar nicht das Ende des Hutes, aber Bhagya lässt sich nicht so einfach überlisten, ihn aufzugeben. Als ich ihn Adam schliesslich zurückgebe, ist er sogar stolz auf die Reste.
Im Alter von 8 Monaten wiegt Bhagya 20 kg. Er erhält nahezu 1 kg Fleisch am Tag, das ich auf zwei Mahlzeiten verteile. Trotzdem ist sein Appetit so enorm, dass er sich auf sein Futter stürzt, als sei er völlig ausgehungert, und nicht selten verschüttet er den Inhalt seiner Schale. Schaut, wie er sich das Maul leckt ! |
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Catherine Pommier schickt Kontakt-Adressen in Frankreich und bietet an, mein Hilfegesuch auf Französisch zu übersetzen und weiterzuleiten. Von Madame Delord, Präsidentin der "Association nationale des parcs et jardins zoologiques privés" erfährt sie: "… dass Leoparden als "Art 1" klassifiziert sind, das heisst, es ist völlig verboten, sie nach Frankreich zu importieren. Es gibt aber Ausnahmefälle." | |
Trotz aller Enttäuschung und der Ungewissheit über Bhagyas Schicksal haben wir viel Spaß miteinander. Mitte November drehen wir einen kleinen Film mit dem Titel Der Leckerbissen, der hier in einer gekürzten Version gezeigt wird. Bhagya ist natürlich Hauptdarsteller, Puran und Andreas bedienen die Kamera.
Zu unserem Bedauern hat der Hersteller des Leckerbissens es jedoch abgelehnt, Bhagya zu unterstützen. |
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